Wein Blog: Berlin (Deutschland)

Deutschland - Berlin

Das Jahr 2016 brachte eine erstaunliche Neuerung für Berlin: Seitdem darf nach neuestem EU-Recht in der Hauptstadt ganz offiziell Wein angebaut werden. Grund hierfür sind nicht genutzte Pflanzrechte. Diese können unter bestimmten Bedingungen von einem Bundesland in ein anderes übergehen, und da in Hessen die Rebfläche zurückging, konnte Berlin nunmehr offizielles Weinland werden.

Dabei wurde in Berlin schon vor 800 Jahren Wein angebaut. Aufgrund der klimatischen Bedingungen dürften das allerdings keine Spitzengewächse gewesen sein. Klimawandel und Treibhauseffekt scheinen jedoch seit einigen Jahren bessere Bedingungen für den Weinanbau zu bringen. Daher haben wir uns quasi vor unserer Haustür auf die Suche nach Wein und Weinkultur begeben:

Kreuz-Neroberger

Fündig geworden sind wir zunächst am Kreuzberg. Er ist mit 66 Metern eine der höchsten natürlichen Erhebungen auf dem Stadtgebiet. Nachdem hier vom 15. bis zum 18. Jahrhundert Wein angebaut wurde, geht die jüngste Weinproduktion auf die Schenkung von Rebstöcken durch die Städte Wiesbaden und Ingelheim am Rhein in den Jahren 1968 und 1975 zurück. Die Reben werden von der Gärtnerei in der Methfesselstraße gepflegt. Gekeltert wird der Wein in Wiesbaden und Ingelheim. Die Menge ist überschaubar: 700 – 800 kg Lesegut der Sorten Riesling, Kerner sowie Spätburgunder und Blauer Portugieser kommt alljährlich zusammen.

Der Wein vom Kreuzberg heißt „Kreuz-Neroberger“, einer Mischung aus Kreuzberg und Neroberg, einer Lage in Wiesbaden. Wer den Wein, der mit üblicherweise 71 – 76 Grad Oechsle eher leicht ist, kaufen möchte, sucht in Weinhandlungen leider vergebens. Den Wein kann man nur gegen eine Spende im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg erwerben. Viele Berliner machen davon Gebrauch, so dass die aktuellen Jahrgänge, ca. 700 Flaschen à 0,375 l kommen alljährlich zusammen, schnell vergriffen sind. Ob der Wein des Genusses wegen nachgefragt wird, oder weil er als kurioses Geschenk herhalten muss, ist nicht überliefert.

Berliner Weinkultur – Wein aus Britz

In Britz, einem Ortsteil des Bezirks Neukölln, entstand im Jahr 2002 die „Berliner Weinkultur – Wein aus Britz“ auf Initiative des aus der Republik Moldau stammenden Winzers Viktor Sucksdorf.

Auf einer 5000 m² großen Brachfläche neben ausgedehnten Schrebergartenanlagen lässt Sucksdorf hier 28 Rebsorten wachsen und baut den Wein auch in Britz aus. Somit entstehen hier wahre Berliner Weine - fünf Sorten hat die Berliner Weinkultur im Angebot.

Allerdings ist auch dieser Wein nicht im freien Handel zu haben. Auf Veranstaltungen des Vereins gibt es jedoch regelmäßige Verkostungen. Unter den zahlreichen Fans des Weinguts, die hier ganz nebenbei einiges über die Techniken des Weinbaus erfahren und selbst mitmachen können, erfreut sich der Solaris besonderer Beliebtheit.

Berliner Riesling

Der Verein „Weingarten Berlin e. V.“ hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Kulturerbe Weinbau historisch aufzuarbeiten und durch Neupflanzungen im Berliner Raum wiederzubeleben.

Im Bezirk Pankow hat der Verein, dessen Vorsitzender der Weinliebhaber Dr. Frank Pietsch ist, im Jahr 2000 auf einer Fläche von rund einem halben Hektar 400 Rieslingpflanzen angepflanzt, die mittlerweile zuverlässige Erträge bringen.

Der Wein wird von den Mitgliedern des Vereins angebaut, gepflegt und die Trauben geerntet. Gekeltert und ausgebaut wird der Riesling vom bekannten Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe in Sachsen.

Die Qualität des Rieslings ist beachtlich. Leider kann auch dieser Wein seiner geringen Menge wegen nur auf Veranstaltungen des Weingarten Berlin e.V. erworben werden.

Eng verbunden mit dem Verein ist der Wiener Weingart’l e.V. Dieser betreut eine kleine Rebfläche am Wasserturm in Prenzlauer Berg, der nach Wiener Vorbild im „gemischten Satz“ durch die Wiener Weingüter Cobenzl und Zahel angelegt wurden.

Fazit: Die Spurensuche in der Hauptstadt bringt eine erstaunlich vielfältige Weinkultur ans Tageslicht. Wir waren angenehm überrascht.

Tipps:

Rheingauer Weinbrunnen

Natürlich wird in Berlin nicht nur Wein angebaut, sondern auch getrunken, zum Beispiel am Rüdesheimer Platz, der im Zentrum des Wilmersdorfer Rheingauviertels liegt. Zusammen mit der Rüdesheimer Straße wurde er kürzlich von der New-York-Times zu einer der 12 beliebtesten und schönsten Straßen und Plätzen in Europa gekürt.

Mit einem alten Baumbestand, den Gaslaternen und der schönen, von englischer Landhausarchitektur geprägten Bebauung, bildet er den perfekten Rahmen für den beliebten Weinausschank nach dem Vorbild eines Winzerfestes im Rheingau. Der Clou: hier darf jeder seine eigene Brotzeit zum Wein selbst mitbringen. Es herrscht eine entspannte und heitere Atmosphäre. Geöffnet ist der Rheingauer Weinbrunnen alljährlich von Ende Mai bis Anfang September.

Onkel Toms Hütte

Wenn man schon in Berlin ist, lohnt der Ausflug nach Zehlendorf. Die Papageiensiedlung rund um den U-Bahnhof Onkel Toms Hütte ist ein Paradebeispiel für das sogenannte Neue Bauen der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und wurde von den Architekten Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg geplant und in mehreren Abschnitten in der Zeit von 1926 bis 1931 realisiert.

Hier ist auch die denkmalgeschützte Onkel-Toms-Ladenstraße, in der sich seit November 2016 der Weinreize-Laden befindet. Weinliebhaber können sich hier zum Thema Wein informieren und die Weine verkosten und kaufen, die wir von unseren Weinreisen mitgebracht haben.

Video: Berlin in der virtuellen Weinreize-Weinreise

Die virtuelle Weinreize-Weinreise (Folge 16: Berlin)


Weitere Informationen:

Förderverein „Weingarten Berlin“ e.V.

c/o Genossenschaft Gewerbehof Saarbrücker Straße e.G.
Saarbrücker Straße 24
10405 Berlin

Telefon +49 (0)30-44 09 276
Fax +49 (0)30-40 30 13 46
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www.berliner-riesling.de

Berliner Weinkultur

Koppelweg 70
12347 Berlin

Tel.: 0178-5263431 / 0177-8324254
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

www.berliner-weinkultur.de

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Anfragen zu Kreuz-Neroberger an
Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Ordnung, Schule und Sport
Dr. Peter Beckers
Frankfurter Allee 35/37
10247 Berlin

Sekretariat
Tel.: 90298 4826
Fax: 90298 4182

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Die Pflege der Rebstöcke erfolgt durch: Daniel Mayer

Tel.: 0176 967 21 861
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Papageiensiedlung e.V.

Ladenstraße 36
14169 Berlin

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Weinreize Weinladen

Ladenstraße 35
14169 Berlin

Tel.: 030 - 23 492 459
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